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Geschichte


Geschichtliches

Im Rahmen von Bauarbeiten für einen Supermarkt zwischen Groß Förste und dem nur etwa 2 Kilometer entfernt liegenden Hasede wurde im Herbst 2016 ein Gräberfeld mit 70 Skeletten freigelegt. An der Lage der sterblichen Überreste mit dem Kopf in Richtung Westen sowie der Tatsache, dass die Leichen nicht verbrannt, sondern bestattet wurden und der gleichzeitigen Funde von Grabbeigaben in Form von Messern, Perlen und anderen Schmuckstücken ist zu schließen, dass es sich um Bestattungen in der Zeit zwischen heidnischen und frühen christlichen Bestattungen handelt. Archäologen datieren den Friedhof auf das 8. Jahrhundert. Darüber hinaus entdeckte man außerdem eine Müllgrube, deren Spuren auf eine Siedlung in vorchristlicher Zeit, vermutlich der Eisenzeit, hindeuten.

Groß Förste findet erste Erwähnung in einer Urkunde des Bischofs Hezilo von Hildesheim aus dem Jahre 1068. Mit dieser Urkunde überträgt der Bischof dem Moritzstift in Hildesheim umfangreichen Grundbesitz in Förste. Die guten Erträge in Landwirtschaft und Nutztierhaltung sind vermutlich der Grund für den weiteren Erwerb von landwirtschaftlichem Grundbesitz durch Bischof Hartbert im Jahre 1202 und den späteren Bau einer bischöflichen Mühle. An diese Mühle erinnert im Groß Förster Wappen ein silbernes Mühlrad auf grünem Grund, den Wiesen und Feldern des Ortes, über den silbernen Wellen der Innerste.

Die abschließenden Worte Bischof Konrads II. „Acta sunthec in Caminatanostraaput Vorsatum“ in einer Urkunde aus dem Jahre 1240 lassen den Schluss zu, dass der Bischof sein „festes Haus“ in Förste gefunden hatte. Fortan kam Groß Förste, das häufig auch unter Vörste oder Vorsite Erwähnung findet, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kirchlich eine besondere Bedeutung zu.

1360 ist Groß Förste als Archediakonatssitz (kleinste Verwaltungseinheit der Kirche) nachweisbar und gehörte zum Archediakonat Hildesheim St. Andreas. Archediakonatskirche ist St. Pankratius, deren Bestehen schon um 1000 n. Chr. vermutet wird. Ein Pfarrer lässt sich für die Jahre 1236, 1240/41 nachweisen.

Zugehörig zur Pfarrgemeinde in Groß Förste waren seit dem Mittelalter die Gemeinden von Klein Giesen, Klein Förste und Hasede. Erst 1892 wurde die Filialgemeinde Hasede selbständige Pfarrei (St. Andreas), während die Katholiken aus der Pfarrei Klein Giesen erst seit 1940 eine eigene Kirchengemeinde (St. Martin) bilden.


Historische Baulichkeiten

St.-Pankratius-Kirche

Die St.-Pankratius-Kirche in Groß Förste ist zu Recht als Kleinod zu bezeichnen, dessen Besichtigung sich nicht nur für kunstgeschichtlich, insbesondere an barocker Baukunst, interessierte Besucher besonders lohnt. Einige Besonderheiten werden im Folgenden kurz zusammengefasst.

Die denkmalgeschützte Kirche liegt im Südwestteil des Ortes auf dem alten erhöhten Friedhof. Im Süden und Osten ist der Kirch-Friedhof von einer barocken Sandsteinmauer umgeben, im Westen und Norden von Hecken und einer modernen Backsteinmauer.

Ihr Bestehen wird bereits um das Jahr 1000 n. Chr. vermutet und sie hatte sicher schon im Jahr 1236 einen eigenen Pfarrer (nähere Erläuterungen dazu in der Einleitung).

Der heutige Kirchenbau ist eine einschiffige Bruchsteinkirche. In den Ecksteinen an der West-, Süd- und Nordseite finden sich die Jahreszahlen 1688 und 1696. Die Kirche verfügte aber zu diesem Zeitpunkt wohl noch über keinen Kirchturm. Dieses könnte der Grund dafür sein, dass die Kirche erst am 2. Oktober 1698 durch Fürstbischof Jobst Edmund von Brabeck dem Heiligen Pankratius geweiht wurde. Das Wappen des Erzbischofs finden wir über dem Eingang in die Kirche, ebenso eine umrahmte Kartusche mit der Bauinschrift, die unter anderem auch den Wahlspruch des Fürstbischofs "In Frieden und Unparteilichkeit" enthält.

Der Innenraum der Pankratiuskirche ist barock ausgestaltet und verfügt über einen 9,20 m hohen und 5,44 m breiten Hochaltar, der im Hauptbild die Himmelfahrt Mariens zeigt. Über diesem Hauptbild finden wir das Wappen des Fürstbischofs von Brabeck, auf der linken Seite des Altars den Heiligen Pankratius, auf seiner Rechten die Figur des Heiligen Augustinus. Der Tabernakel ist geschmückt mit gedrehten Ecksäulen, unten befindet sich ein Schrein und in der Nische in der Mitte sehen wir ein Kruzifix. Gekrönt wird der Hochaltar durch eine Pelikangruppe.

Neben dem Hochaltar verfügt St. Pankratius über einen in katholischen Kirchen eher seltenen, von der Rückseite begehbaren, Kanzelaltar auf ihrer Nordseite. Ein Kanzelkorb ragt zwischen flankierenden Säulen hervor. Das Gemälde im Kanzelaltar aus dem Jahr 1716 zeigt die Gottesmutter mit Kind und ist eine von zahlreichen barocken Varianten des Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach d. Älteren im Augsburger Dom.  An der rechten Außenseite steht der Heilige Josef mit Jesuskind und Lilie.

Im auf der südlichen Seite befindlichen Seitenaltar steht an der Stelle des ursprünglichen Bildes eine moderne Herz-Jesu-Figur aus Holz, im Aufsatz Maria mit den sieben Schwertern im Herzen (die sieben Schmerzen Mariens) und an der linken Seite des Altars der Heilige Antonius. In der Weihnachtszeit wird dieser Seitenaltar regelmäßig komplett als Krippe umgebaut.

In der Westvorhalle befindet sich ein Sandstein-Taufbecken mit Holzdeckel aus dem Jahre 1577. Die krönende Freiplastik des Taufsteins zeigt eine Szene aus der Apostelgeschichte, die Taufe des Mohrenkämmerers durch den Heiligen Philippus.

Die Orgel der Pankratiuskirche ist das letzte noch erhaltene Exemplar des Orgelbaumeisters Johann Matthias Naumann. Sie wurde 1708 bis 1709 erbaut, mehrfach erweitert bzw. umgebaut und zuletzt 2003 von den Gebr. Hillebrand aus Hannover restauriert

Die Kirche ist nur zu den Gottesdienstzeiten (Sonntagsgottesdienst um 10.30 Uhr) geöffnet. Bei Interessse darüber hinaus bitte bei Herrn Bertram unter der Telefonnummer 0 50 66/ 600 59 32 melden.